Aktive ETFs – Zwischen Innovation und Herausforderungen

Aktive ETFs – Zwischen Innovation und Herausforderungen
Exchange Traded Funds (ETFs) haben in den vergangenen Jahren enorm an Popularität gewonnen. Während klassische ETFs, die passiv einen Index nachbilden, bereits in den meisten Portfolios vertreten sind, gewinnen nun auch aktive ETFs zunehmend an Aufmerksamkeit. Doch was genau sind aktive ETFs, welche Vor- und Nachteile bringen sie mit sich, und wie schneiden sie im Vergleich zu klassischen aktiv gemanagten Fonds ab?
Aktive ETFs verbinden die Vorteile börsengehandelter Fonds (Liquidität, Transparenz und Kosteneffizienz) mit aktivem Fondsmanagement. Anders als passive ETFs, die strikt einen Index nachbilden, erlauben aktive ETFs Fondsmanagern, gezielte Investitionsentscheidungen zu treffen, um eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen.
Noch vor wenigen Jahren waren aktive ETFs ein Randphänomen. Mittlerweile hat sich das Angebot deutlich ausgeweitet: So stieg allein die Zahl der aktiv verwalteten UCITS-Aktien-ETFs auf rund 120 und verdoppelte sich damit nahezu innerhalb des Jahres 2024. Auch bei aktiv gemanagten Anleihen-ETFs ist zuletzt ein merklicher Anstieg zu verzeichnen. Laut einer Studie von ETFGI belief sich das verwaltete Vermögen aktiver ETFs weltweit Ende 2024 auf rund 700 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von etwa 35 Prozent seit 2020. Trotz des wachsenden Interesses und der zunehmenden Produktvielfalt dominieren nach wie vor passive ETFs deutlich. Von den aktuell rund 2.700 ETFs, die in Deutschland erhältlich sind, bilden die meisten passiv einen Index wie den DAX oder MSCI World ab. Aktive ETFs sind mit knapp 200 Produkten weiterhin deutlich in der Minderheit.
Vorteile aktiver ETFs
Ein zentraler Vorteil aktiver ETFs ist ihre vermeintliche Flexibilität. Fondsmanager können theoretisch schnell auf Marktveränderungen reagieren und ihre Portfolios dynamisch anpassen. Diese Anpassungsfähigkeit erlaubt es, Chancen zu nutzen und Risiken gezielt zu minimieren, was besonders in volatilen Marktphasen wertvoll sein kann. Daher besitzen aktive ETFs auch das Potenzial, den Markt zu schlagen. Während passive ETFs lediglich die Marktentwicklung widerspiegeln, streben aktive ETFs durch gezielte Investitionsentscheidungen nach einer höheren Rendite. Erfolgreiche Fondsmanager können insbesondere in ineffizienten Märkten oder Nischenbereichen bessere Ergebnisse erzielen.
Wie klassische ETFs bieten aktive ETFs eine hohe Transparenz bezüglich der enthaltenen Wertpapiere. Zudem sind aktive ETFs börsengehandelt, was eine hohe Liquidität und Flexibilität beim Ein- und Ausstieg ermöglicht. Anleger können während der Börsenzeiten jederzeit handeln.
Genau hier liegt aktuell aber noch die Crux: Für die Handelbarkeit der (aktiven) ETFs braucht es die sogenannten „Authorized Participants“ (AP), welche vereinfacht gesagt den Börsenhandel zu fairen Preisen möglichst nah am tatsächlichen Wert der Fonds ermöglichen. Die hinter den AP stehenden Wertpapierhandelsunternehmen oder Banken haben (noch) ein sehr hohes Interesse daran, dass die zu handelnden Wertpapierkörbe möglichst gut berechenbar und wenig dynamisch sind. Dadurch können sie die Differenz zwischen An- und Verkaufspreisen sehr niedrig halten. Es ist davon auszugehen, dass die Handelsgesellschaften auch bei den aktiven ETFs, analog zu ihren klassischen Pendants, versuchen werden, den Aufwand so gering wie möglich zu gestalten. Aus diesem Grund sind viele der aktuell angebotenen aktiven ETFs noch nicht so dynamisch unterwegs wie zu vermuten wäre. Oftmals gleichen sie noch eher regelbasierten Smart-Beta Produkten als tatsächlich aktiv und dynamisch gemanagten Fonds.
Risiko der Underperfomance
Zwar bieten aktive ETFs das Potenzial, den Markt zu schlagen, doch die Kehrseite der Medaille ist das Risiko einer schlechteren Performance. Historische Daten zeigen, dass es nur relativ wenigen Fondsmanagern langfristig gelingt, den Markt dauerhaft zu übertreffen. Laut S&P Global schaffen es etwa 75 Prozent der aktiven Fondsmanager nicht, die Benchmark langfristig zu schlagen. Daher hängt die Performance eines aktiven ETFs, vergleichbar mit klassischen Fonds, von der Qualität des Fondsmanagements ab. Fehlentscheidungen oder Strategiewechsel können erhebliche Auswirkungen auf die Fondsperformance haben und stellen somit ein Risiko dar.
Handelbarkeit und Transparenz
Aktive ETFs werden wie Aktien gehandelt, wodurch sie jederzeit während der Börsenzeiten gekauft oder verkauft werden können. Im Gegensatz dazu werden aktiv gemanagte Fonds nur einmal täglich zum festgelegten Nettoinventarwert (NAV) gehandelt. Außerdem bieten aktive ETFs typischerweise eine höhere Transparenz hinsichtlich der Portfoliozusammensetzung als klassische aktiv gemanagte Fonds, deren Portfolios häufig nur quartalsweise veröffentlicht werden. Diese Fonds weisen meist auch deutlich höhere Kosten auf als aktive ETFs, insbesondere aufgrund höherer Vertriebs- und Verwaltungsgebühren. Aktive ETFs sind zwar teurer als passive ETFs, jedoch oft günstiger als klassische aktive Fonds.
Für wen eignen sich aktive ETFs?
Aktive Fonds werden besonders häufig in Bereichen eingesetzt, in denen spezialisiertes Wissen und eine intensive Marktanalyse entscheidend sind. Dazu gehören beispielsweise Schwellenländer, Hochzinsanleihen, bestimmte Sektoren und spezialisierte Themenfonds. Gerade hier können Fondsmanager durch ihre Expertise oft signifikante Vorteile erzielen. Aktive ETFs eignen sich somit besonders für Anleger, die bereit sind, das spezifische Managementrisiko einzugehen, um potenziell höhere Renditen zu erzielen. Sie sind attraktiv für Anleger, die an die Fähigkeiten eines bestimmten Fondsmanagers oder einer spezifischen Anlagestrategie glauben und gezielt davon profitieren möchten.
Fazit
Aktive ETFs verbinden Vorteile von passiven ETFs und aktiv gemanagten Fonds. Sie bieten die Chance auf höhere risikoadjustierte Renditen und ermöglichen eine dynamische Portfolioanpassung bei hoher Transparenz und Flexibilität. Der Vergleich zu traditionellen aktiv gemanagten Fonds zeigt, dass aktive ETFs hinsichtlich Kosten und Transparenz klare Vorteile bieten können, aber bei der Flexibilität und der Verfügbarkeit von wirklich aktiven Ansätzen noch Aufholpotenzial haben. Es ist fest davon auszugehen, dass diese Lücke aufgrund der Innovationskraft der Branche sowie dem deutlich erkennbaren Anlegerbedarf schon bald geschlossen werden wird. Letztlich hängt die Entscheidung für oder gegen aktive ETFs von der individuellen Anlagestrategie und Risikobereitschaft ab.