Kryptowährungen galten bisher weitgehend als Zahlungsmittel für Computerfreaks. Doch inzwischen hat sich herumgesprochen, dass sich damit beachtliche Gewinne erzielen lassen und so sind Bitcoin, Ethereum und Co. in den Fokus von Privatanleger:innen und Investor:innen gerückt.
Egal ob Zahlungsmittel oder Geldanlage – Kryptowährungen sind im Trend. So hat Weltfußballer Lionel Messi einen Werbevertrag mit einem Online-Marktplatz für den Handel mit Fan-Token unterzeichnet. Sportbegeisterte Menschen können auf der Plattform des US-Betreibers Non-Fungible Tokens (NFTs) von Fußballvereinen weltweit kaufen. Sein Honorar erhält Messi allerdings ganz real in Dollar. Der Zahlungsdienstleister Paypal hat bestätigt, dass er einen eigenen Stablecoin entwickelt. Stablecoins sind Kryptowährungen, die 1:1mit einer klassischen Währung wie dem Dollar oder Rohstoffen gesichert sind. Und wer am Megatrend Metaverse partizipieren möchte, kann in Metaverse-Token anlegen. Sie dienen als Zahlungsmittel in der neuen digitalen Welt. Konzerte besuchen, die neuesten Kleidertrends kaufen oder andere Angebote nutzen – alles tokenisiert machbar.
Doch zurück zu den Anfängen: Der Bitcoin war die erste Kryptowährung, die als Zahlungsmittel im Jahr 2008 entwickelt wurde. Seither hat er eine beachtliche Erfolgsgeschichte zu verzeichnen, obwohl er nicht mehr ist als das: ein Zahlungsmittel. El Salvador hat ihn als erstes Land im vergangenen Jahr als offizielles Zahlungsmittel neben der Landeswährung anerkannt. Ethereum hat schon mehr zu bieten. Seit ihrer Bekanntmachung in 2014 ist sie zur zweitgrößten Kryptowährung avanciert. Vorteil: Mit ihr kann nicht nur gehandelt, sondern im zugehörigen Netzwerk können auch Dienstleistungen oder Verträge abgelegt werden.
Inzwischen gibt es über 16.000 Kryptowährungen, von denen die wenigsten überhaupt eine Rolle spielen. Auf der Internetseite von CoinMarketCap werden die 100 besten Kryptocoins nach Marktkapitalisierung aufgeführt. Den mit Abstand größten Teil der Marktkapitalisierung machen dabei die Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum aus, die üblicherweise auf den Plätzen eins und zwei rangieren. Errechnet man die Summe der Marktkapitalisierung von beiden zusammen, machen sie über 65 Prozent des gesamten Kryptomarktes aus. Da dieser hochvolatil ist, ändert sich das Ranking täglich, das Verhältnis bleibt jedoch in etwa gleich. Auf den oberen Rängen der Kryptowährungen stehen in der Regel neben Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH) Binance Coin (BNB), Tether (USDT), BNB (BNB), USD Coin (USDC), Solana (SOL), XRP (XRP) und Cardano (ADA). Wie gesagt – der Markt schwankt stark.
Das Besondere an Kryptowährungen ist die Blockchain-Technologie, auf der sie beruhen. Die Blockchain ist ein hochkomplexes System mit großem Potenzial für die weitere Entwicklung. Im Grunde handelt es sich um eine Datenbank, die kontinuierlich Informationen aufzeichnet. Alle Teilnehmenden verwalten dezentral in einem Netzwerk diese Datenbank. Dank Verschlüsselungsalgorithmen ist es (fast) nicht möglich, die Blockchain im Nachhinein zu verändern oder zu fälschen. Hier liegt der große Unterschied zu herkömmlichen Systemen, in denen üblicherweise ein oder mehrere Administrator:innen Änderungen vornehmen können. Daran wird deutlich, dass die Blockchain ein hohes Maß an Sicherheit bietet: Gespeicherte Daten und Informationen bleiben unverändert. Alle Transaktionen sind unwiderruflich, nachverfolgbar und transparent gespeichert. Auch die Löschung oder Änderungen von Dritten ist quasi ausgeschlossen. Weiterhin ist der Aspekt der Dezentralisierung einzigartig. Die Unterstützung einer Plattform oder Institution entfällt vollständig. Die Teilnehmenden koordinieren sich noch selbstständig und unabhängig. Dezentrale Blockchain-Systeme machen eine eindeutige Besitzzuteilung möglich und sind somit transparent.
Ein häufig genannter Kritikpunkt beim Thema Kryptowährung ist der enorm hohe Stromverbrauch. Das sogenannte Mining, das Generieren von Bitcoins, bedarf einer sehr aufwendigen Rechenleistung und benötigt extrem viel Strom. Laut Cambridge Bitcoin Energy Consumption Index, der den weltweiten Stromverbrauch für die Bitcoin-Produktion abbildet, beträgt der Anteil von Bitcoin an der gesamten jährlichen Stromproduktion und dem Stromverbrauch weltweit 0,66 %. Das entspricht in etwa dem jährlichen Stromverbrauch Polens. Oder mit Augenzwinkern gesprochen: Mit der Menge an Strom, die das Bitcoin-Netzwerk in einem einzigen Jahr verbraucht, könnten alle Teekessel, die im Vereinigten Königreich zum Kochen von Wasser verwendet werden, für 33 Jahre betrieben werden. Es ist die dezentrale Verwaltung ausgehend von unendlich vielen Computern weltweit, die die hohen Strommengen erfordert. Je höher der Bitcoin-Kurs ist, desto mehr Menschen schürfen danach („Proof of Work“) und damit steigt wiederum der Stromverbrauch. Erfreulicherweise ist auch hier ein neues Bewusstsein eingetreten. Die Blockchain-Branche hat erkannt, dass nachhaltige und umweltfreundliche Kryptowährungen nicht nur aus Umwelt- und Klimaschutzgründen wichtig sind, sondern dass auch Konsument:innen zunehmend Wert darauf legen, ihr Geld „grün“ anzulegen oder auszugeben. Die energiesparende Alternative heißt „Proof of Stake“. Bei dieser ist beispielsweise statt Rechenleistung ein Geldeinsatz notwendig, um an der Blockchain zu bauen. Wer korrekt handelt, bekommt den Geldeinsatz zurück und zusätzliche Transaktionsgebühren obenauf.
Zwar ist es üblich, dass Kryptowährungen starken Wertschwankungen unterliegen, die derzeit angespannte Lage an den Finanzmärkten trifft jedoch auch sie ungewöhnlich hart. Der Bitcoin erreichte sein Rekordhoch im vergangenen November. Seitdem hat der Sektor mehr als die Hälfte seines Wertes eingebüßt. CoinMarketCap beziffert den Börsenwert aller Kryptowährungen aktuell auf 1,15 Billionen Euro. Gerne wird vom Bitcoin als „digitales“ Gold gesprochen. Ob dieser Vergleich zutrifft, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Während Langzeitstudien belegen, dass Gold tatsächlich im Schnitt stärker im Wert zulegen konnte, als die Inflation staatliche Währungen entwertete, fehlen diese Erfahrungswerte beim Bitcoin. Wir werden die Entwicklungen für Sie im Blick behalten.