1 November 2022

DAX, Dow & Co. – was steckt drin und was dahinter?

Täglich hören und lesen wir in den Medien Informationen wie „der DAX hat heute 46 Punkte zugelegt“ oder „der NASDAQ-Index ist um 1,24 Prozent gefallen“. Steigen ist besser als fallen, darüber dürfte Konsens herrschen. Doch was steckt eigentlich konkret hinter Aussagen wie diesen? Um mehr Klarheit zu schaffen, werfen wir in diesem Blogbeitrag einen Blick auf Marktindizes, deren Bedeutung im Allgemeinen und sehen uns den DAX und die großen US-Leitindizes genauer an.

 

Was ist ein Markindex?

Ein Marktindex bildet die Wertentwicklung einer bestimmten Gruppe von Aktien, Anleihen oder anderen Anlagen ab. Diese Gruppen bilden beispielsweise den Aktienmarkt insgesamt ab, wie es bei DAX, Dow Jones Industrial Average (DJIA) oder S&P 500 der Fall ist. Oder sie können um eine bestimmte Branche herum gruppiert sein, wie zum Beispiel Technologiewerte beim NASDAQ. Auch eine geografische Region kann den Rahmen eines Index bilden, Beispiel dafür ist der EURO STOXX 50. Die Größe von Börsenindizes variiert erheblich: Einige bilden nur wenige Aktien ab, andere wiederum tausende. Indizes stellen die Leistung des Aktienmarktes dar und dienen Finanzexpert:innen und Anleger:innen als Benchmark für den Gesamtmarkt, mit dem alle anderen Anlagen verglichen werden.

 

Indizes können nach verschiedenen Kriterien gewichtet werden. Die drei gängigsten Modelle sind:

  • Marktkapitalisierungsgewichtet: In einem nach Marktkapitalisierung gewichteten Index sind Aktien mit höherer Marktkapitalisierung stärker vertreten. Bei dieser Struktur haben große Unternehmen einen größeren Einfluss auf die Performance des Index.
  • Gleichgewichtet: Bei einem gleichgewichteten Index behandelt der Index alle Komponenten gleich. Das bedeutet, dass die Wertentwicklung jedes Unternehmens den Index in gleichem Maße beeinflusst, unabhängig davon, ob es sich um ein großes oder ein kleines Unternehmen handelt.
  • Kursgewichtet: Bei einem kursgewichteten Index erhält jedes Unternehmen eine andere Gewichtung auf der Grundlage seines aktuellen Aktienkurses. Unternehmen mit höheren Aktienkursen haben in diesen Indizes mehr Gewicht, unabhängig davon, wie groß oder klein sie tatsächlich sind.

 

Um einen Index richtig zu interpretieren, muss man sich ansehen, wie sich der Indexwert im Laufe der Zeit verändert. Neue Börsenindizes beginnen mit einem festgelegten Wert, der auf den Aktienkursen zu ihrem Startdatum basiert. Danach messen künftige Indexwerte steigende und fallende Preise für diese Aktienkomponenten. Nicht alle Börsenindizes haben jedoch den gleichen Ausgangswert, sodass die Messung von Indexänderungen anhand von Punkten irreführend sein kann. Wenn zum Beispiel ein Index an einem Tag um 250 Punkte steigt, ein anderer hingegen nur um 10 Punkte, heißt das nicht, dass der erste Index viel besser abgeschnitten hat. Ausschlaggebend ist die Ausgangsbasis: Wenn der erste Index zu Beginn des Tages bei 25.000 Punkten stand, während der zweite Index bei 250 Punkten lag, dann wird deutlich, dass der prozentuale Gewinn des zweiten Index viel größer ist. Die Betrachtung der prozentualen Veränderung ist also aussagekräftiger als die nach Punkten.

Im Finanzmarkt gibt es eine Vielzahl an Indizes. Die wichtigsten Leitindizes stellen wir im Folgenden vor.

 

DAX

Der DAX ist ein Aktienindex, der seit 1988 die Wertentwicklung der 40 größten und umsatzstärksten deutschen Aktien nach Marktkapitalisierung im regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse abbildet. Über Änderungen in der Indexzusammensetzung entscheidet die Deutsche Börse zweimal jährlich. In den Jahren 2020/2021 wurden die Zusammensetzungsregeln umfassend überarbeitet. Dazu gehörten neben der Erweiterung von 30 auf 40 Unternehmen auch qualitative Kriterien wie Profitabilität, Vorlage von Finanzberichten oder das Vorhandensein eines Prüfungsausschusses im Aufsichtsrat. Erst im September dieses Jahres wurde der Energietechnikhersteller Siemens Energy wieder in den DAX aufgenommen, dafür musste der Berliner Kochboxenversender HelloFresh seinen Platz räumen. Allianz, BASF, Bayer, BMW, Daimler, Deutsche Bank, E.ON, Henkel, Linde, RWE, Siemens und Volkswagen sind die Unternehmen, die seit dem Start des DAX ununterbrochen Teil des Index sind. Der größte Börsengang in der DAX-Geschichte gelang 1996 der Deutschen Telekom. Erst in diesem Jahr folgte der vergleichbar große Börsengang des Sportwagenbauers Porsche. Es ist durchaus vorstellbar, dass er bald in den DAX aufgenommen wird.

Der DAX wird nach der Marktkapitalisierung berechnet. Das bedeutet, dass nur die Aktien, die für den Handel verfügbar sind, zur Marktkapitalisierung eines Unternehmens gezählt werden. Der DAX-Kurs wird im Sekundentakt berechnet, was den Index extrem genau macht. Die Frankfurter Börse hat zwei Versionen des DAX entwickelt: einen Performance-Index und einen Kursindex. Im DAX-Performance-Index werden Unternehmensausschüttungen wie Dividenden, Veräußerungsgewinne und Barauszahlungen als Teil des Aktienkurses berechnet. Im DAX-Kursindex bleiben diese Ausschüttungen unberücksichtigt. Während meist vom Performance-Index gesprochen wird, ähnelt der Kursindex den in anderen Ländern notierten Indizes wie dem S&P 500. Abseits des DAX stellen die Börsenbarometer MDAX (mittelgroße Firmen), SDAX (kleine Firmen) und TecDAX (Technologiefirmen) weitere Indizes dar, welche den deutschen Aktienmarkt abbilden.

 

Dow Jones Industrial Average

Der Dow Jones Industrial Average (kurz: DJIA, Dow Jones oder Dow) ist ein kursgewichteter Aktienindex, der die 30 größten börsennotierten Unternehmen in den USA umfasst. Der Börsenindex wurde vom Herausgeber des Wall Street Journals Charles Dow 1896 gegründet und ist nach ihm sowie dem Statistiker Edward Jones benannt. Die Unternehmen, aus denen der Dow besteht, kommen in erster Linie aus den Branchen Technologie, Industrie, Gesundheitswesen, Finanzsektor und Konsumgüter. Zu den Schwergewichten nach Marktkapitalisierung zählen Microsoft und Apple. Mit großem Abstand folgen Johnson & Johnson und die UnitedHealth Group. Ein Unternehmen kann im Übrigen gleichzeitig in mehreren Indizes gelistet sein.

Die Zusammenstellung des Dow Jones liegt weiterhin in den Händen der Dow Jones & Company (Herausgeber des Wall Street Journal) bzw. bei deren Redakteur:innen. Für die Aufnahme gibt es keine bekannten konkreten Regeln. Potenzielle Aufnahmekandidaten müssen ihren Firmensitz in den USA haben, sollten zu den führenden Unternehmen ihrer Branche gehören, einen guten Ruf genießen und ein starkes Wachstum aufweisen.

 

S&P 500

Der S&P 500 wurde 1957 von der internationalen Rating-Agentur Standard & Poor’s entwickelt. Er ist ein Aktienindex, der sich aus den 500 größten Unternehmen der USA zusammensetzt und gilt allgemein als der beste Indikator für die Gesamtentwicklung der US-Wirtschaft. Er ist im Gegensatz zum Dow nach der Marktkapitalisierung gewichtet. Die Marktkapitalisierung ist der Gesamtwert aller Aktien, die ein Unternehmen ausgegeben hat. Sie wird berechnet, indem man die Anzahl der ausgegebenen Aktien mit dem Aktienkurs multipliziert. Große Unternehmen wie Amazon, Netflix und Tesla haben folglich einen größeren Einfluss auf den S&P 500-Index als kleinere Unternehmen wie PayPal oder Ebay.

Ein Ausschuss aus Wirtschaftswissenschaftler:innen und Analyst:innen von Standard & Poor’s wählt jährlich anhand festgelegter Richtlinien, die sich auf Liquidität, Größe und Branche beziehen, jedes der 500 Unternehmen des Index aus. Es müssen 400 Industriekonzerne, 40 Versorgungsunternehmen, 20 Verkehrsunternehmen und 40 Finanztitel enthalten sein. Neu gewichtet wird der Index vierteljährlich.

 

NASDAQ Composite Index und NASDAQ 100

Der NASDAQ Composite Index, der 1971 zum ersten Mal veröffentlicht wurde, umfasst die Aktien von über rund 3000 Unternehmen aus dem In- und Ausland, die an der US-Nasdaq-Börse (National Association of Securities Dealers Automated Quotations) gelistet sind. Auch hier erfolgt die Gewichtung der Werte hinsichtlich ihrer Marktkapitalisierung. Er ist vor allem für seinen hohen Anteil an technologiebezogenen Unternehmen bekannt, obwohl auch andere Branchen wie Banken, Textilunternehmen oder Autozulieferer darin vertreten sind. Die Überprüfung der Indexzusammensetzung erfolgt jedes Jahr. Vierteljährlich wird die Unternehmensgewichtung angepasst.

Die Unternehmen im NASDAQ 100 umfassen über 100 der größten inländischen und internationalen Nicht-Finanzunternehmen, die an der Nasdaq-Börse auf der Grundlage der Marktkapitalisierung notiert sind. Beispielsweise gehören Apple, Google, Microsoft und Oracle zu den größten Positionen im NASDAQ 100.

 

DAX und die großen US-Indizes im Sinkflug

Die hohe Inflation und eine drohende Rezession, bedingt durch den Krieg in der Ukraine, sowie die Auswirkungen der Pandemie, belasten die Weltwirtschaft erheblich. Der DAX und die großen US-Indizes sind im Sinkflug und werfen ihre Schatten voraus. Letztere haben einen maßgeblichen Einfluss auf die Weltwirtschaft. Wenn es um die weltweite Börsenentwicklung geht, gilt die Wall Street als Epizentrum. Was hier beginnt – egal ob Haussen oder heftige Kursstürze – breitet sich wellenartig aus. Nicht umsonst lautet eine bekannte Börsenweisheit „Hustet die Wall Street, bekommt Europa einen Schnupfen“. Und nicht nur Europa.

Um wieder einen Bullenmarkt zu erreichen, braucht es einen eindeutigen Anstieg der Überschussliquidität (die Differenz zwischen realem Geldmengenwachstum und Wirtschaftswachstum), eine der besten mittelfristigen Frühindikatoren für die Aktienentwicklung. Derzeit ist das Geldmengenwachstum rückläufig, die Inflation hoch und das Wirtschaftswachstum wird in den Prognosen für das dritte Jahresquartal immer noch positiv eingeschätzt, sodass die Überschussliquidität gering ist. Wenn jedoch die Inflation und das Wachstum in den kommenden Monaten zu sinken beginnen, und die US-Notenbank Fed darauf reagiert, indem sie die Straffung der Geldpolitik einstellt, wird die Überschussliquidität in die Höhe schnellen.

Hiervon sind wir allerdings noch weit entfernt, sodass eine positive Aktienmarktentwicklung eine weitere Bärenmarktrallye darstellen wird. Eine kurzfristige Rallye, die mit ermutigenden Inflationsdaten einhergeht, würde durch die geringe Positionierung der Aktienanleger:innen und die attraktive Saisonalität noch verstärkt werden. Darüber hinaus sieht das in den USA kürzlich verabschiedete Steuergesetz ab Januar eine Steuer auf Barmittel von Unternehmen vor, die für den Rückkauf von Aktien verwendet werden. Für die Unternehmen besteht somit ein Anreiz, geplante Aktienrückkäufe in das vierte Quartal zu verschieben, um diese zusätzlichen Kosten zu vermeiden.