ETFs erfreuen sich seit ihrer Zulassung in Deutschland im Jahr 2000 zunehmender Beliebtheit. Vor allem junge Anleger:innen sehen darin ein interessantes Geldanlagemodell. Was auf den ersten Blick im Vergleich zu klassischen Investmentfonds recht einfach aussieht, zeigt auf den zweiten Blick, dass Anleger:innen Vor- und Nachteile gut abwägen und sich darüber im Klaren sein sollten, was sie mit ihrem Investment erreichen möchten.
ETF steht für Exchange Traded Fund und bedeutet, dass es sich um börsengehandelte Aktien handelt. Börsengehandelt wiederum heißt, dass Anleger:innen sie zu den Börsenhandelszeiten laufend kaufen und verkaufen können. Klassische Investmentfonds hingegen werden über Fondsanbieter abgewickelt. ETFs betreiben in der Regel keine aktive Wertpapierauswahl, sondern bilden die Entwicklung eines Börsenindexes ab. Das kann ein Aktienindex wie der DAX oder der MSCI World sein, aber auch ein Renten-Index wie der REX, der die Kursentwicklung deutscher Staatsanleihen widerspiegelt. Man könnte also sagen, dass ETFs die Vorteile einer Aktie – der einfache Kauf und Verkauf über die Börse – mit den Vorteilen eines herkömmlichen Investmentfonds, der das Vermögen verteilt, kombiniert.
ETFs haben das Ziel, die Wertentwicklung eines Indexes möglichst genau abzubilden. Der Finanzmarkt bietet hierfür zwei Möglichkeiten. Physisch replizierende ETFs investieren genau in die gleichen Werte, die im jeweiligen Index enthalten sind, und diese werden ebenso gewichtet wie im Index. Bei synthetischen ETFs hingegen wird der Index mit einem Tauschgeschäft – dem Total Return Swap – nachgebildet. Kurz: Der ETF-Anbieter geht ein Tauschgeschäft, einen Swap, mit einem Tauschpartner (anderes Kreditinstitut) ein. Damit entsteht ein Gegenpartei- bzw. Kontrahentenrisiko, sofern der Derivate-Anbieter seine Verpflichtungen im Insolvenzfall nicht mehr erfüllen kann.
Zu den oft genannten Vorteilen von ETFs gehören die geringen Kosten. Die Verwaltungsgebühren sind niedrig, da die Fonds nicht aktiv gemanagt werden. Außerdem entfallen in der Regel auch die Ausgabeaufschläge. Weiterhin werden nur die üblichen Transaktionskosten an der Börse fällig. Für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren an der Börse werden Gebühren erhoben, die bei ETFs kaum eine Rolle spielen, da sie nur passiv einen Index abbilden. Darüber hinaus lassen sie sich schneller verkaufen und damit zu Bargeld machen als herkömmliche Investmentfonds. Im Hinblick auf Transparenz und Verständlichkeit schätzen Anleger:innen, dass sich ein ETF aus denselben Aktien wie der entsprechende Index zusammensetzt und so gut nachvollziehbar ist, in welche Wertpapiere das Kapital tatsächlich investiert ist. Die Zusammensetzung des ETFs wird kontinuierlich an den dazugehörigen Index und an dessen Gewichtung angepasst.
Bei all den genannten Vorteilen müssen sich Anleger:innen darüber bewusst sein, dass ETFs den üblichen Kursschwankungen der Börse unterworfen sind und somit das Marktrisiko bestehen bleibt. Einzelaktien können jederzeit stark an Wert verlieren, was herbe Verluste für die Anleger:innen bedeutet. Hierzu gehören alle wirtschaftlichen Entwicklungen, die sich negativ auf die Finanzmärkte und damit auf die an der Börse abgebildeten Indizes und die damit verbundenen ETFs auswirken. Das können politische Ereignisse wie der Ukraine-Krieg, unvorhersehbare Krisen wie die Coronapandemie, Naturkatastrophen oder die konjunkturelle Lage sein. Da es sich bei ETFs um passiv gemanagte Fonds handelt, ist eine persönliche Steuerung und die Zusammenstellung ausgefeilter Portfolios nur bedingt oder überhaupt nicht möglich. Im Gegensatz dazu ist es Ziel von Fondsmanager:innen und ihren Teams, eine festgelegte Benchmark zu übertreffen. Dies kann beispielsweise durch die Überwachung der Kauf-, Halte- und Verkaufsentscheidung sowie gezielte Einzeltitelauswahl geschehen. Oftmals geht eine Fundamentalanalyse oder technische Analyse voraus. Darüber hinaus verfügen Fondsmanager:innen über hervorragende Marktkenntnisse, erkennen zukünftige Entwicklungen möglichst frühzeitig und können entsprechend darauf reagieren. Nicht zuletzt gehört, wie oben schon erwähnt, das Kontrahentenrisiko zu den großen Herausforderungen von ETFs. Aber auch hier wird das Risiko durch die europäischen Vorschriften zur Regulierung von Investmentfonds (OGAW) begrenzt.
Die Kapitalanlage in ETFs ist interessant für Anleger:innen, die langfristig Vermögen aufbauen wollen, eine Ergänzung zu ihren Tages- oder Festgeldanlagen suchen sowie kostensensibel sind. Es gehört ein hohes Maß an Risikofreude dazu, krisenbedingte kurzzeitige Kursschwankungen und -rückgänge durchzuhalten. Stellen Sie sich doch einmal die Frage, ob Sie – so im Jahr 2008 geschehen – fast 40 Prozent Verlust bei einem ETF auf den DAX verkraftet hätten. Auch Geduld ist bei der Kapitalanlage in ETFs gefragt. Um keine Einbußen bei der Rendite zu haben, sind Anlagezeiträume von 10 bis 15 Jahren durchaus realistisch. Last but not least: Ein ETF kann seinen Index nie schlagen. Gute Fondsmanager:innen schon!