3 April 2024

Gold: Erstaunliche Rekordjagd

Eine überraschende Entwicklung nimmt seit Jahresbeginn der Goldpreis. Mit 2.232,90 US-Dollar je Feinunze erreichte er zum Quartalsende einen neuen Rekordstand. Diese Entwicklung hat viele Experten auf dem falschen Fuß erwischt. Aus fundamentaler Sicht war nämlich eher ein sinkender Goldpreis angenommen worden. Schließlich sind die Zinsen seit Jahresbeginn wieder gestiegen, die Aktienmärkte entwickeln sich gut, die Kurse konkurrierender Kryptowährungen sind regelrecht explodiert, der Dollar hat leicht aufgewertet und eine globale Rezession ist bislang ausgeblieben. Auch die (öffentlichen) Kapitalflüsse hätten eigentlich für einen schwächeren Goldpreis gesprochen, da im Januar und Februar private und institutionelle US-Anleger aus den zwölf größten Gold-ETFs Gelder im Gegenwert von fast 4,8 Mrd. US-Dollar abzogen. Doch warum hat sich das Edelmetall dann verteuert?

Zum einen dürften das Näherrücken der Zinswende in der westlichen Welt, die weiter steigenden geopolitischen Unsicherheiten sowie die globale Wachstumsverlangsamung eine gewisse Rolle spielen. Die wichtigere Ursache liegt aber in dem neu entfachten Goldhunger diverser Zentralbanken. So haben sich die Goldkäufe mehrerer Notenbanken in den vergangenen zwei Jahren vervielfacht. Die Folge: Fast ein Drittel der weltweiten Goldminenförderung wurden von den Notenbanken aufgekauft. Der Grund ist geopolitischer Natur. So begann Russland kurz nach der Krim-Invasion, sich von seinen Beständen in US-Staatsanleihen zu trennen und im Gegenzug Gold zu kaufen. Als Reaktion auf den Ukrainekrieg froren westliche Regierungen nahezu alle Devisenreserven Russlands ein. Vielen autoritären Regimen öffnete dies die Augen für die eigene Verletzlichkeit. Auch sie begannen, ihre Reserven umzuschichten.

Unter diesen Staaten spielt China, das seit anderthalb Jahren seine Goldbestände aufbaut, eine Sonderrolle. Obwohl die handels- und geopolitischen Spannungen mit den USA stetig zunehmen, hält das Land noch 800 Mrd. US-Dollar in US-Staatsanleihen und weitere 2.500 Mrd. US-Dollar in liquiden Devisenreserven, die im Fall einer Konfrontation unter Sanktionsrisiken fallen dürften. Gold macht in Chinas Notenbankbilanz gerade einmal 4% aus. Hier schlummert reichlich Potenzial.

Aber auch unabhängige Staaten bauen ihre finanzielle Abhängigkeit von den USA ab und tauschen große Teile ihres Staatsvermögens in das Edelmetall. Die BRICS-Staaten und wohlhabende Länder im Mittleren Osten und Asien fallen in diese Kategorie. In Summe haben die Notenbanken 2023 global mehr als das Vierfache der Menge aufgekauft, die von ETF-Investoren in den USA abgestoßen wurde.

Eine Trendwende ist nicht in Sicht – zu tief sitzen Unzufriedenheit mit der westlichen Hegemonie und die Angst vor Sanktionen bei den betroffenen Staaten. Auch von privaten Goldkäufern außerhalb der USA dürfte der Rückenwind erhalten bleiben. In Indien sorgen sich die Menschen über die hohe Inflation. In China sind Immobilien- und Aktienmarkt so tief in der Misere, dass sich die Anleger dem Gold zugewandt haben. Überall dort, wo die Wirtschaft in eine Rezession abgeglitten ist – in Großbritannien, einigen Ländern der EU und Südamerikas – ist die private Nachfrage nach dem gelben Metall angesprungen.

Der steigende Goldpreis ist daher unseres Erachtens als Startpunkt für einen längerfristigen Bullenmarkt und nicht als eine kurzfristige Übertreibung zu sehen.

 

Für Fragen zum Thema Gold stehen Ihnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der HRK LUNIS gerne zur Verfügung. Kommen Sie unverbindlich auf uns zu: kontakt@hrklunis.de