1 Oktober 2023

Investmentgrade-Anleihen sichern hohes Zinsniveau

Im ersten Halbjahr 2023 hat sich der Anleihenmarkt gut entwickelt, darunter Staats- und Unternehmensanleihen sowie Anleihen aus Schwellenländern. Gründe dafür sind der Inflationsschub, ausgelöst durch Faktoren wie den Ukraine-Krieg und weltweite Lieferkettenprobleme, sowie die Zinserhöhungen, mit welchen die Zentralbanken weltweit die Inflation bekämpfen.

Die Renditen von Staatsanleihen stiegen wieder an, nachdem die Marktteilnehmenden im ersten Quartal des Jahres aufgrund der Turbulenzen im US-Bankensektor in die vermeintliche Sicherheit von Staatsanleihen geflüchtet waren. Anleihen, die von Regierungen und großen, gesunden Unternehmen ausgegeben werden, gelten im Allgemeinen als weitgehend sichere Anlagen. Da Anleihen langfristig in der Regel weniger schwankungsanfällig sind als Aktien, können Investitionen in festverzinsliche Wertpapiere dazu beitragen, ein Portfolio gegen potenzielle Abwärtsrisiken abzufedern, wenn die Märkte Schwankungen ausgesetzt sind. Und da sich die Kurse von Anleihen und Aktien in wirtschaftlich angespannten Zeiten tendenziell in entgegengesetzte Richtungen bewegen, tragen die beiden Anlageklassen in Kombination zu einem ausgewogenen Portfolio bei. In Phasen steigender Zinssätze sind neu emittierte Anleihen attraktiv, da sie höhere Kuponzahlungen mit sich bringen. 

Zehnjährige US-Staatsanleihen sind die Benchmark am Anleihemarkt weltweit. Im Mai 2023 warfen die Bonds noch rund 3,4 Prozent ab. Bis Mitte August stieg ihre Rendite auf das 16-Jahreshoch von 4,3 Prozent. Ende September lag sie sogar bei bis zu 4,6 Prozent. Die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen schwankt zwar deutlich, bewegt sich aber bei einem Niveau um 2,7 Prozent. Der „Transatlantic Spread“, also der Renditeabstand zwischen amerikanischen und deutschen Staatsanleihen, ist in den vergangenen Monaten von unter einem Prozentpunkt auf jetzt knapp 2 Prozentpunkte* gestiegen, vor allem bei lang laufenden Zinspapieren, wofür die unterschiedliche Entwicklung der Wirtschaft in den USA und Deutschland beziehungsweise der Euro-Zone ausschlaggebend sind.

Aktuelle Einschätzung

Die Hoffnung auf eine baldige Zinswende bedeutet vor allem für risikoreichere Anlagen wie Aktien und Hochzinsanleihen ein schwelendes Verlustrisiko. Zinssenkungen in den USA und einen Verzicht auf weitere Leitzinserhöhungen in der Eurozone erwarten wir nur dann, wenn die US-Konjunktur einbricht und die restliche Welt mit in eine globale Rezession zieht. Darauf weisen derzeit weder die konjunkturellen Frühindikatoren noch die robusten westlichen Arbeitsmärkte oder das amerikanische Konsumverhalten hin.

Wir gehen auch nicht von weiter steigenden Notierungen bei Hochzinsanleihen aus. Papiere mit Investmentgrade-Rating erscheinen nach wie vor vergleichsweise günstig bewertet und versprechen im weiteren Jahresverlauf eine deutliche Outperformance gegenüber dem Hochzinsmarkt. In der aktuell kritischen gesamtwirtschaftlichen Situation halten wir Investmentgrade-Anleihen unter Beimischung weiterer guter Ratings im Hochzinssegment für sinnvoll. Unruhen im US-Bankensystem sowie die Auswirkungen einer historischen Leitzinsanhebung um 500 Basispunkte innerhalb kurzer Zeit wirken sich erst mit einer zeitlichen Verzögerung auf die Refinanzierungsbedingungen aus. Deshalb besteht die Gefahr, dass das Kapitalmarktumfeld durch verzögert einsetzende erschwerte Kreditbedingungen getroffen wird. Dank der durchschnittlich etwas längeren Laufzeiten von Investmentgrade-Anleihen kann das aktuelle Zinsniveau – wir erwarten, dass das Zinshoch weitgehend erreicht ist – auf längere Zeit gesichert werden,

Für Fragen steht Ihnen Christian Fischl, Generalbevollmächtigter der HRK LUNIS, zur Verfügung. Kommen Sie gerne unverbindlich auf uns zu: christian.fischl@hrklunis.de

 

*Zahlen stammen vom 27. September 2023 und können daher zu einem anderen Zeitpunkt nicht mehr aktuell sein.