
Im Schnitt hält eine Ehe in Deutschland knapp 15 Jahre. Auch bei Private-Equity-Fonds beträgt die Laufzeit meist zehn bis 15 Jahre. Daher sollte man sich auch hier den Partner genau ansehen, bevor man sich an ihn bindet. Doch wie behält man den Überblick bei ca. 8.000 Private-Equity-Fonds, die zum Jahresanfang 2025 bei Investoren um Kapital werben? Im Folgenden geben wir einen Überblick darüber, worauf man bei der Auswahl achten sollte.
Die Anlagestrategie eines Fonds bestimmt direkt das Chancen-/Risikoverhältnis einer Investition. Daher sollte zunächst geprüft werden, ob die Anlagephilosophie und -strategie mit der Zielsetzung des Investors übereinstimmt. Handelt es sich um eine Venture-Capital-Beteiligung, bei der in der Regel junge Unternehmen unterstützt werden? Oder eher um eine Buy-Out-Beteiligung, bei der große und reife Unternehmen im Vordergrund stehen? Diese Entscheidung beeinflusst wesentlich das Chancen-/Risikoprofil. Darüber hinaus bei gibt es noch weitere Beteiligungsstrategien. Secondary-Fonds erwerben zum Beispiel Private-Equity-Portfolios von institutionellen Investoren, in denen oft hunderte Unternehmen zusammengefasst sind und die daher über eine breite Risikostreuung verfügen. Andere Fonds konzentrieren sich auf die Restrukturierung angeschlagener Unternehmen, um sie wieder profitabel zu machen. Ein wichtiger Aspekt ist auch, ob sich ein Fonds eher auf Finanzstrukturierungen oder auf operative Optimierungen konzentriert. Beide Aspekte haben ihre Berechtigung, sollten jedoch zu den Anlagezielen des Investors passen.
Entscheidend ist auch, in welcher Region die Investition erfolgen soll und welche Neigung beim Investor vorherrscht. Der größte Markt für Private-Equity-Beteiligungen ist der US-amerikanische Markt. Der asiatische und der europäische Markt wechseln in der Vorliebe der Investoren je nach wirtschaftlicher und/oder politischer Lage. In der Regel bietet der asiatische Markt eine größere Anzahl an Fonds, wohingegen der europäische Markt mehr Volumen auf sich vereint.
Wichtige Hinweise bezüglich der Fähigkeiten eines Private-Equity-Fonds bzw. dessen Management liefern der Track Record und die Performance. Der Track Record sollte für eine längere Zeit konstant sein, um Aufschluss darüber zu geben, ob der Fonds stabile Ergebnisse liefert oder nur die allgemeine Marktbewegung widerspiegelt. Die interner Zinsfußmethode (IRR) gibt eine gute Einschätzung darüber, wie schnell die angestrebte Optimierung in einem Portfoliounternehmen umgesetzt werden kann, bevor die Veräußerung erfolgt. Diese Betrachtung allein reicht aber nicht aus. Wichtig ist auch der so genannte Multiplikator. Dieser sagt aus, wieviel der ursprünglichen Investitionssumme tatsächlich wieder zurückfließt. Bei der Performance sollte nicht nur die absolute Entwicklung betrachtet werden, sondern auch die Performance innerhalb der jeweiligen Benchmark. Nicht zuletzt sollte die Performance auch für die identische Teamzusammensetzung gelten. D.h. häufige Fluktuationen in der Zusammensetzung des Managements könnten ein Anzeichen sein, dass es Probleme bei der Zusammenarbeit in den Teams gibt. Negative Ausreißer in der Perfomance müssen übrigens nicht automatisch ein K.O.-Kriterium sein. Entscheidend ist, ob der Fonds die entsprechenden Lehren aus Fehlinvestitionen gezogen hat und diese konsequent umsetzt. Anleger sollten zudem darauf achten, durch wie viele Unternehmen die Performance eines Fonds getragen wird. Sind es nur wenige, die zum Erfolg beitragen oder stützt sich die Wertentwicklung auf eine breitere Basis? Die An-zahl der Unternehmen beeinflusst wesentlich die Diversifikation innerhalb der Portfolios.
Zu berücksichtigen sind zudem die rechtlichen und regulatorischen Aspekte. Ist der Fond in einer stabilen Rechtsordnung etabliert und gibt es eine ausreichende Transparenz hinsichtlich der Berichterstattung? Damit diese Fragen mit Ja beantwortet werden, bevorzugen viele Investoren Beteiligungen aus der „westlichen Welt“, wo sich bestimmte Standards etabliert haben. Die steuerliche Behandlung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, da es für den Investor entscheidend sein kann, ob es sich um eine vermögensverwaltende oder eine gewerbliche Struktur handelt. Dabei sollte man im Blick haben, dass sich auch während der Laufzeit der Beteiligung Änderungen in der steuerlichen Qualifikation der Einkünfte ergeben können.
Ein ganz wichtiger Faktor ist natürlich die Kostenstruktur eines Fonds, wobei sich hier gängige Marktstandards etabliert haben. Die Management-Fee eines Fonds liegt je nach Strategie zwischen 1,5 und 2,5 Prozent p.a. Die Gewinnbeteiligung ist die wichtigste Einnahmequelle für einen Fonds bzw. für das Fondsmanagement. Übersteigt die Wertentwicklung eine gewisse Grenze, wird das Management am Gewinn beteiligt. 20 Prozent der erwirtschafteten Gewinne sind die Regel. Um eine Interessengleichheit sicherzustellen, sollte das Management mit eigenem Geld an dem Fonds beteiligt sein. Zwei Prozent des Fondsvolumens sind dabei eine gängige Größe.
Die Beteiligungsdauer bei einem Fonds liegt, wie bereits erwähnt, meist über zehn Jahren. Das heißt aber nicht, dass das komplette Kapital so lange gebunden ist. In der Regel wird das Kapital sukzessive über mehrere Jahre abgerufen. Im Gegenzug erfolgen die ersten Ausschüttungen üblicherweise über die Laufzeit verteilt und nicht erst an dessen Ende. Dies bedeutet, dass nur sehr selten die komplette Zeichnungssumme über einen längeren Zeitraum gebunden ist.
Eine hohe Fremdkapitalquote im Fonds kann die Renditeaussichten steigern. Genauso steigt aber auch der Risikoaspekt der Beteiligung. Investoren sollten diese Aspekte im Auge behalten.
Bereits beim Ankauf eines Unternehmens durch einen Fonds sollte der voraussichtliche Verkauf mitberücksichtigt werden. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Bei einem Börsengang (IPO) spielt die aktuelle Situation an den Märkten eine große Rolle. Somit können Marktbewegungen die Haltedauer eines Unternehmens und damit die Rendite wesentlich beeinflussen. Kommt ein IPO nicht in Frage, kann der Verkauf an einen strategischen Käufer (i.d.R. ein großes Unternehmen) oder einen finanziellen Interessenten (i. d. R. ein weiterer Private Equity-Fonds) angepeilt werden.
Ein weiterer wesentlicher Punkt bei der Auswahl des geeigneten Private-Equity-Fonds ist, wie stark der Fonds ESG-Kriterien beachtet. Abgesehen davon, dass die Berücksichtigung dieser Aspekte heutzutage selbstverständlich sein sollte, spielt dies oft für den späteren Verkauf eines Unternehmens eine wesentliche Rolle und wirkt sich damit unmittelbar auf die Rendite aus.
Wenn all diese Punkte berücksichtigt werden, dann sind die Grundlagen für eine langfristige Beziehung gegeben. Die Prüfung dieser Punkte ist allerdings oft sehr komplex und überfordert viele Investoren. Daher sollten sich Interessenten nur an Anbieter von Private Equity-Beteiligungen wenden, die eine langjährige und exzellente Expertise im Bereich Private Equity (PE) haben. Diese Häuser übernehmen sämtliche administrativen Arbeiten und suchen die am Markt attraktivsten Beteiligungsmöglichkeiten. Weiterer wichtiger Vorteil: Da bei den meisten Fonds eine hohe Mindestbeteiligungssumme (meist mehrere Millionen Euro oder US-Dollar) gefordert wird, können die PE-Experten die Investitionssummen ihrer Investoren bündeln. Hinzu kommt, dass viele gute Beteiligungsmanager keine neuen Investoren aufnehmen und daher ein gutes langfristiges Netzwerk unentbehrlich ist.