5 Dezember 2025

Staatsschulden: Wer bezahlt die Zeche?

Die Staatsverschuldung vieler Länder hat neue Dimensionen erreicht. Was bedeutet das für die Zukunft? Und welche Lehren lassen sich aus der Geschichte ziehen – etwa aus der Nachkriegszeit oder dem Umgang der Siegermächte mit ihren Schuldenbergen? In diesem Blog-Artikel analysieren wir die Mechanismen staatlicher Entschuldung und zeigen auf, wie Inflation, Realzinsen und Vermögensverteilung dabei eine zentrale Rolle spielen.

Das Wort „Sondervermögen“ wurde im Jahr 2024 beinahe zum Unwort des Jahres gewählt. Noch in letzter Minute vor der ersten Sitzung des neu gewählten Bundestages wurden mit einer Mehrheit in Bundestag und Bundesrat zwei Sondervermögen über insgesamt eine Billion Euro beschlossen, die eigentlich als „Sonderschulden“ bezeichnet werden müssten.
Sicherlich gab es wichtige Gründe, dies zu tun – wie die Verteidigung unseres Landes und die dringend erforderliche Sanierung unserer Infrastruktur. Diese Sonderschulden, die zusätzlich zu den laufenden Haushaltsdefiziten über einen Zeitraum von zwölf Jahren aufgenommen werden sollen, müssen allerdings auch getilgt werden.

Die seit 2022 gestiegenen Zinsen auf Staatsanleihen sowie die Erfüllung von Wahlgeschenken aus dem Bundeshaushalt – wie die Mütterrente, die Fixierung des Rentenniveaus auf 48 Prozent etc. – dürften ebenfalls die Staatsverschuldung steigen lassen und die Frage verschärfen, wer später für diese Lasten aufkommt. Die politische Diskussion darüber bewegt sich zunehmend in Richtung Generationengerechtigkeit. Bürden wir tatsächlich die Tilgung der Schulden unseren Kindern und Enkeln auf? Ein Blick in die Vergangenheit könnte Erkenntnisse bringen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte unter anderem wegen der hohen Kriegsschulden eine Hyperinflation, die im Jahr 1948 in eine Währungsreform mündete. Auf diesem Weg wurde Deutschland praktisch entschuldet. Mit Sicherheit ist eine derartige Entschuldung heute in Deutschland undenkbar. Ein Lastenausgleich wie im Jahr 1952 oder drastische Steuererhöhungen sind in einer Demokratie politisch ebenfalls kaum durchsetzbar.

Wie erfolgte dann die Entschuldung bei den Siegermächten – wie zum Beispiel den USA oder Großbritannien –, die durch die Kosten des Krieges hohe Staatsschulden angehäuft hatten? Nominal wurden Staatsschulden noch nie getilgt. Am Beispiel der USA, die nie eine Hyperinflation, Währungsreform oder einen Lastenausgleich hatten, lässt sich dies zeigen. Dort liegen die Staatsschulden inzwischen bei über 37 Billionen US-Dollar. Setzt man die Schulden ins Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) ergibt sich eine weitere Erkenntnis.
Insbesondere wegen der Kosten des Krieges waren die die Staatsschulden im Jahr 1945 bei knapp 257 Mrd. US-Dollar oder etwa 116 Prozent des geschätzten BIP von 223 Mrd. US-Dollar. Im Jahr 2024 betrugen die Staatsschulden rund 35 Bil. US- Dollar. Allerdings betrug die jährliche Inflationsrate seit 1945 im Durchschnitt ca. 3,7 Prozent basierend auf den Verbraucherpreisindex.

Seit dem Jahr 1947 sind das Bruttoinlandsprodukt nach Angaben der Federal Reserve Bank of St. Louis um ca. das 1.240-fache und die Verbraucherpreise um das 140-fache gestiegen. Dies führte bis in die siebziger Jahre zu einer starken realen Entschuldung im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung. So hat nicht nur das Wirtschaftswachstum zur Beherrschung der Schulden beigetragen, sondern es wurde auch ein wesentlicher Teil des Schuldenbergs durch die Inflation abgetragen.
Zum Abbau der hohen Staatsverschuldung nach dem zweiten Weltkrieg trugen auch niedrige Realzinsen bei. So lag die durchschnittliche Federal Funds Rate bezüglich der Inflation von 1945 bis 1980 bei -0,34 Prozent. Geldpolitiker bezeichnen dies als „Finanzielle Repression“.

Damit lässt sich zusammenfassen, wer einen wesentlichen Teil der Lasten durch die Staatsverschuldung trägt: Es sind die Geldbesitzer oder Halter von Staatsanleihen mit einem niedrigen oder negativen Realzins. Es trifft also alle und besonders die Bürger, die aufgrund ihres geringen Vermögens keine Sachwerte, sondern nur Sparguthaben besitzen. Gleichzeitig beantwortet dieser Zusammenhang auch die Frage, wie sich der Einzelne wenigstens teilweise vor den Lasten schützen kann, nämlich durch eine Investition in Aktien oder Immobilien.