Zehntausende von Satelliten sollen in den kommenden Jahren ins All geschossen werden. Der Weltraum wird zu einem Milliarden-Markt, das Wettrennen um Marktanteile hat bereits begonnen. Führend ist ein alter Bekannter: Elon Musk. Doch was macht den Weltraum so interessant? In unserem Blog-Artikel geben wir Antworten.
Über 9.400 Satelliten umkreisen derzeit die Erde. Was nach viel klingt, ist erst der Anfang einer atemberaubenden Entwicklung, die wir in den kommenden Jahren erleben werden. Denn für die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft werden die Hightech-Flugkörper immer wichtiger, ebenso für die Verteidigungssysteme. Ob es um moderne Navigationssysteme für Flugzeuge, Schiffe oder selbstfahrende Autos geht, ob um eine neue Art der Mobilfunkkommunikation oder die Steuerung von Drohnen, in allen Fällen wird der Zugriff auf ultragenaue GPS-Daten aus dem All benötigt. Lange Zeit war dies nur über Satelliten der US-Regierung möglich. Doch dies ändert sich nun. Andere Länder und private Unternehmen haben das All als strategisch wichtigen Ort oder als lukratives Geschäftsfeld markiert. „Der Weltraum ist ein strategischer Bereich, in dem die Großmächte jetzt miteinander konkurrieren“, so EU-Industriekommissar Thierry Breton.
Keiner dominiert diese Entwicklung so stark wie SpaceX, das Raumfahrtunternehmen von Elon Musk. 75 Prozent aller Raketenstarts in den USA werden inzwischen mit der Falcon 9-Rakete von SpaceX durchgeführt. Weltweit ist nur China ein größerer Player. Weil die Falcon 9-Rakete mehrere Satelliten auf einmal transportieren kann, kontrolliert SpaceX 64 Prozent der 9.400 Satelliten im Weltall. Mit seinen 5874 Satelliten betreibt SpaceX ein eigenes Satellitennetzwerk namens Starlink. Seit 2020 bietet Starlink in verschiedenen Ausbaustufen Internetzugang aus dem All, seit vergangenem Jahr sogar weltweit. Dazu wird lediglich eine Basisstation (Kostenpunkt 225 Euro) auf dem Dach oder im Garten benötigt. Einer der großen Vorteile des Satellitenfunks: Stürme und andere (Natur-)Katastrophen, die Handymasten zerstören (wie zum Beispiel bei der Flut im Ahrtal 2021) können ihm nichts anhaben. Auch deshalb setzt die Ukraine im Krieg gegen Russland in vielen Bereichen auf Funk und Internet aus dem All.
Aktuell hat Starlink weltweit 2,3 Millionen Kunden. Neue Satelliten sollen nun dafür sorgen, dass man künftig auch ohne Basisstation mit handelsüblichen Handys kommunizieren kann (Direct to Cell). Bislang sind dafür Spezialgeräte notwendig. Die ersten Tests mit T-Mobile-Kunden in den USA Anfang des Jahres waren erfolgreich. Der Plan ist, bis Ende 2025 Sprach-, Daten- und Internetdienste aus dem All anderen Telefonnetzbetreibern auf der ganzen Welt anzubieten. In der Praxis hieße dies, dass Smartphones automatisch auf Satelliten zugreifen können, wenn das klassische Mobilfunknetz nicht funktioniert oder erreichbar ist. Damit wäre eine weltweite Abdeckung, auch in abgelegenen Tälern oder auf den Weltmeeren, möglich. Funklöcher wären ein Thema der Vergangenheit.
Auch Autohersteller schicken Satelliten ins All
Insbesondere die Chinesen möchten das Feld nicht allein Elon Musk überlassen. So hat Geely, im Hauptberuf ein chinesischer Automobilhersteller, ein eigenes Luft- und Raumfahrtunternehmen namens Geespace gegründet, welches aktuell 20 Kommunikationssatelliten im Orbit hat. Deren Daten sind deutlich präziser als die gängigen GPS-Systeme. Geely möchte diese Satelliten für eine extrem präzise Positionsbestimmung der Autos (Stichwort für autonomes Fahren) sowie die Kommunikation zwischen den Fahrzeugen einsetzen. Dabei geht es auch um OnBoard-Entertainment und Echtzeitdaten über das Verkehrsaufkommen. Auch als Partner von Logistikunternehmen, z. B. um die Routen von Lieferfahrzeugen zu überwachen, bringt sich Geely in Position. Ziel ist, bis 2025 72 Satelliten in den Umlaufbahnen zu haben. Chinas Regierung will zusätzlich mehr als 13.000 Satelliten für eigene Zwecke ins All schießen.
Auch die EU hat ambitionierte Pläne. Unter dem Namen Iris2 wird ein eigenes Satellitennetzwerk aufgebaut, das ab 2028 in Betrieb gehen soll. Ähnlich wie Geely wollen auch deutsche Autohersteller im All durchstarten. Porsche zum Beispiel plant zusammen mit dem erst 2022 gegründeten Deutschen Startup Unio und der Firma Isar Aerospace, bis Ende 2030 über 1000 Satelliten ins Weltall zu bringen.
Der Wettlauf im Weltall spiegelt den gleichen Trend wider, wie wir ihn auf der Erde beobachten können: Lieferketten werden enger gefasst und Abhängigkeiten abgebaut. Länder wie China, Indien, die EU und viele Unternehmen möchten ihre eigene Kontrolle über Satellitensysteme haben, um nicht mehr von den USA oder Elon Musk abhängig zu sein. Die Investitionssummen sind enorm – und potenzielle Verdienstmöglichkeiten auch. Schätzungen gehen davon aus, dass in wenigen Jahren rund 60.000 Satelliten die Erde umkreisen werden und der Markt für Satellitenkommunikation bis 2029 auf annähernd 300 Milliarden US-Dollar anwachsen wird. Vieles wird fernab der Öffentlichkeit von Staaten und Geheimdiensten vorangetrieben, wovon aber auch börsennotierte Unternehmen profitieren werden. Ein spannender Markt also, dessen Entwicklung langfristig denkende Vermögensverwalter genau verfolgen sollten.
Foto: SpaceX